Ein vergänglicher Moment
An einem frühen Morgen des Frühherbstes machte ich mich auf den Weg zur Arbeit, fuhr südwärts in Richtung Ruhrtal und überquerte den Hügelrücken, den früheren Westfälischen Hellweg zwischen Rhein und Weser, eine wichtige Straße in Westfalen im Mittelalter. Da kam das Panorama in Sicht. Mittlerweile ist der Hellweg völlig überbaut, aber wenn man ihn an manche Stellen überquert, ist der Anblick der sanften Hügel, die ins etwa fünfzig Kilometer entfernte Mittelgebirgsgebiet Sauerland hineinrollen, atemberaubend. Dieser Morgen war besonders schön, denn der Himmel war klar, die Sonne schickte ein paar vorläufige Strahlen unterhalb des Horizonts und das Tal war von Nebelschwaden durchzogen.
Als ich ins Tal hinunter zum Fluss fuhr, spürte ich, dass dies ein besonderer Morgen war und ich mir Zeit nehmen musste, um herauszufinden, was meine Vorahnung mir sagte – was sollte ich sehen? Als ich mich der Brücke über den Fluss näherte, stoppte ich das Auto, parkte und stieg mit meiner Taschenkamera aus. Der Nebel rechts von mir tanzte zwischen den Bäumen, aber links begann ein verlockendes Spiel aus Schatten und Sonnenlicht, als die Sonne aufging, und ich rannte über die Straße auf einen Parkplatz zu, wo die Bäume nahe am Fluss standen. Die Sonnenstrahlen vermischten sich mit dem Nebel, der unnatürlich leuchtete, und inmitten dieses magischen Anblicks grasten Pferde und sahen aus wie Fabelwesen in einem Traum.
Ich fummelte an meiner Kamera herum, ohne darauf zu achten, wie sie eingestellt war und wie sie den Anblick einfing, sondern versuchte, die Aufregung des Erlebnisses zu kontrollieren. Ich war in diesem Moment allein und starrte auf ein flüchtiges Geheimnis, das im Begriff war, verloren zu gehen, und ich konnte nichts dagegen tun. Die Intensität der Sonne nahm zu, und das Leuchten umhüllte die gesamte Szene, sodass ich zurück zum Auto ging, verzehrt von der Schönheit der Vision. Aber am Auto blitzte mir ein Licht von der anderen Seite des Gebäudes entgegen, wo ein Bach an einer Scheune vorbeifloss. Als ich dort ankam, sah ich, wie sich das dampfende Wasser im Sonnenschein spiegelte und einen weiteren Traum entstehen ließ, der bald vergehen würde. Die vergängliche Schönheit war auf Film festgehalten worden, aber ich konnte das Erlebnis nicht weitergeben, außer in diesen wenigen unpassenden Worten.
Dieser Tag bei der Arbeit war irgendwie anders und der Zauber hielt an, bis ich später am Tag auf dem Heimweg an dem Ort vorbeikam und er verschwunden war.