Kommentar zum Selbstbestimmungsgesetz[i]

Die erste offen transidente Parlamentarierin in Deutschland, Tessa Ganserer, sagt: „Ich finde, kein Mensch, kein Staat und erst recht kein Richter hat das Recht, über das Geschlecht eines anderen Menschen zu bestimmen.“ Die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität geht von rund 0,3 bis 0,6 Prozent der Bevölkerung aus, die betroffen sind. Es ist klar, dass das Transsexuellengesetz von 1980 durch das Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt wurde und dass es nicht anwendbar ist, somit muss eine Veränderung kommen.

Es ist auch unbestritten, dass ein Mensch in der heutigen Zeit selbstbestimmt leben können sollte, auch wenn er einen unangepassten Lebensstil wählt. Jeder Mensch braucht seinen Raum und hat ein Recht auf ihn. Dieser Raum beginnt bei einem selbst und erstreckt sich bis auf den Raum des Nächsten. Hin und wieder können sich zwei Räume ohne Probleme überschneiden, wenn beide das Gleiche wollen und sich in dem Raum wohlfühlen. Wenn das nicht der Fall ist, ist es wichtig, die eigenen Grenzen und die des anderen zu respektieren. Deswegen sind Gesetze dazu da, Freiräume aufzuzeigen, aber auch deren Grenzen.

Wenn man beim Standesamt, das Änderungen des Geschlechtseintrags im Personenstand grundsätzlich per Selbstauskunft möglich macht, muss man sich fragen, was man da tut. In diesem Fall muss man fragen, ob es wirklich sinnvoll ist, biologische Realitäten durch eine Selbsterklärung zu verschleiern. Menschen können leben, wie sie wollen, aber kann man durch das Gewählte Lebensstil das Geschlecht wechseln? Das Geschlecht ist doch eine biologische Tatsache, die durch kosmetische und selbst operative Maßnahmen nicht geändert werden kann. Die Verschleierung des Geschlechts kann weitreichende Folgen haben.

Es ist mittlerweile deutliche geworden, dass die Medizin sehr lange Frauen die gleiche Medikation wie Männer gegeben haben, was bei manchen dazu geführt hat, dass sie „entgiftet“ werden müssen. Es gibt eine Reihe von Erkrankungen bei Frauen, die Männer nicht erleiden[ii], und es ist schon oft vorgekommen, dass Symptome falsch gedeutet wurden. Im Bericht des W wie Wissen im Ersten heißt es: „Männer und Frauen haben unterschiedliche Geschlechtschromosomen. Frauen zwei XX- und Männer ein XY-Chromosom. Diese befinden sich in jeder einzelnen Zelle unseres Körpers. So beeinflussen sie unseren Hormonhaushalt. Hormone, wie zum Beispiel Östrogene oder Testosteron, haben Einfluss auf unseren Gesamten Organismus. So haben Frauen zwar einen höheren Fettanteil als Männer, aber bei Männern setzt sich das Fett eher am Bauch ab und führt damit häufiger zu Diabetes Typ 2.

Frauen hingegen haben häufiger Probleme mit den Knien. Ein Grund dafür ist die geringere Knorpelmasse. Ihr Östrogen wiederum hat eine schützende Wirkung vor Infektionen und stärkt die Immunzellen. Männer sind anfälliger für Viren und Bakterien. Den „Männerschnupfen“ scheint es also tatsächlich zu geben. Der Nachteil für Frauen: Es kommt häufiger zur Überreaktionen des Immunsystems. Deswegen sind Frauen anfälliger für Allergien, Asthma und Arthritis.“

Bei der Verschleierung des biologischen Geschlechts, was einige „selbstidentifizierten“ Transfrauen in Amerika, Kanada, oder England versucht haben, tun sie so, als hätte sich ihr Organismus geändert. Es geht so weit, dass manche Transfrauen, auch solche die noch keine Genitalienumwandlung hatten, lesbische Frauen auffordern, sie als Geschlechtspartner zu sehen. Also ist die Benennung des Geschlechts wichtig für den Schutz von Frauen vor Gewalt und Diskriminierung. Als weiteren Beispiel verwechseln Transfrauen oft ihr Trauma, nachdem sie verprügelt worden sind mit dem Vergewaltigungstrauma von Frauen und verstehen nicht, warum solche traumatisierten Frauen Transfrauen den Zutritt zu Frauenhäusern verweigern wollen. Auch wenn es nur eine kleine Minderheit sein wird, werden Männer, die es versuchen, Frauen auszuspionieren oder auszunutzen, die Möglichkeiten des Selbstbestimmungsgesetzes nutzen, um Zugang zu Frauen und Mädchen zu bekommen. In Länder, wo die Selbstidentifikation bereits praktiziert wird, ist es schon mehrfach passiert. Diese, zugegeben, extremen Fällen werden auftreten, wo die Türen geöffnet werden. Bereits bei der Berichterstattung von Sexualdelikten wie Vergewaltigungen wird im Ausland auf makabre Weise gesagt, dass die Täter Frauen wären.

Feministen haben bereits wahrgenommen, dass ein Problem unter biologische Männer zum Problem der Frauen gemacht wird und häufig gesetzlich verankert, so dass Frauen sich nicht wehren können. In den Jahren 2008 bis 2012 wurden weltweit 1.123 Morde an trans Personen bekannt, 37 in der EU und zwei in Deutschland. Dagegen hieß es 2019, dass pro Tag weltweit 137 Frauen von ihrem aktuellen oder ehemaligen Partner oder einem anderen Familienmitglied getötet werden.[iii] In Europa waren es 0,7 Tötungsdelikten je 100.000 EinwohnerInnen, das sind immerhin 10.678 Frauen in einem Jahr. Im Jahr 2021 wurden 11 Fälle von Sexualmorden in Deutschland polizeilich erfasst. Laut Kriminalstatistik waren im Jahr 2018 87,5 Prozent der Täter bei vollendeten Morden männlich. Im Jahr 2021 wurden 11 Fälle von Sexualmorden in Deutschland polizeilich erfasst.

Wer entscheidet, ob Frauen sich Umkleiden, Saunen, Krankenhauszimmer oder Sportkurse mit biologischen Männern teilen müssen? Und was ist mit Minderheiten, wie Muslima, die bei einer potenziellen Übertretung von biologischen Männern, nicht mehr Einrichtungen benutzen werden? Es ist bereits vor Jahren ausreichend berichtet[iv] worden, dass viele Mädchen jetzt schon im Sport Missbrauch ausgesetzt sind und wenig Einfluss haben im Vergleich zu Sportfunktionären[v].

Die größte Befürchtung, die besorgte Frauen haben, ist, dass mit diesen Fragen eine alternative Wahrheit in den Gesetzgebungsprozess eingeführt wird. Wenn Männer einfach durch Selbsterklärung zu Frauen werden und alles, was mit dem biologischen Frausein zu tun hat, zweitrangig ist, dann wird ein wichtiger Teil dessen, was es bedeutet, eine Frau zu sein, ausgeblendet. Frauen werden regelmäßig misshandelt und diskriminiert, weil sie biologisch eine Frau sind und sich von Männern unterscheiden, nicht weil sie sich nur als Frau fühlen. Diese weibliche Perspektive fehlt in dem geplanten Gesetz völlig, und gleichzeitig werden Menschen, die nur sagen müssen, wer sie sich fühlen, Tür und Tor geöffnet.


[i] https://www.bmfsfj.de/resource/blob/199382/1e751a6b7f366eec396d146b3813eed2/20220630-selbstbestimmungsgesetz-eckpunkte-data.pdf

[ii] https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/krankheit-mann-frau-unterschied-100.html

[iii] https://de.statista.com/infografik/18709/geschlechterverteilung-bei-mordopfern/

[iv] https://www.youtube.com/watch?v=l0l5YvL-bqI

[v] https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/sport-inside/audio-das-grosse-tabu-wackelt—sexualisierte-gewalt-im-sport-100.html