Magie neu entdeckt – 17

Bernd saß auf einem Sessel in seinem Raum und war verwirrt und schockiert über die jüngsten Ereignisse. Er war angespannt, wie so oft, wenn er sich deprimiert und unfähig fühlte, etwas zu tun. Er konnte nicht glauben, wie die Woche verlaufen war. Die emotionale Achterbahnfahrt der Widersprüche, Lügen und vor allem Jacqueline hatte etwas in ihm geweckt, mit dem er seit dem Tod seiner Frau zu kämpfen hatte. Die Leere, die er empfand, war anders, aber genauso beunruhigend, und er konnte es nicht leugnen. Bernd wusste nicht einmal mehr, was wahr war. Er wusste nur, dass Julia ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten war, aber von einem arroganten Charakter, der besonders bösartige Tendenzen zeigte. Julias Arroganz bestätigte Jacquelines Behauptung, obwohl er keinerlei Beweise hatte. Doch was in dieser Familie vor sich ging, war Bernd ein Rätsel.

Als die Anspannung ein wenig nachließ ging er auf dem Balkon und merkte, wie die Unterwäsche abgenommen war, und er vermutete, dass das Zimmer Service es getan hätte. Der Tag war wieder sehr warm, trotz der starken Brise und nahm sein Hoody ab und setzte sich in die Sonne. Eine Müdigkeit kam über ihn und er spürte die Lust aus dem Leben zu scheiden, wie in seine Depression. Er zuckte zusammen und ging in das Zimmer und fing an, das Durcheinander, dass die jungen Männer verursacht hatten, aufzuräumen. Der Koffer mit schmutziger Wäsche stand ausgeleert auf dem Kopf, und Bernd fing an, sie wieder zu packen.

Plötzlich klingelte das Telefon und Bernd nahm den Hörer ab. „Hallo,“ sagte er vorsichtig.

„Her Becker! Ich bin froh sie erreichen zu können. Ich habe ein paar Details, die wir klären sollten. Ihre Lebensgefährtin hat beim Auschecken ein Umschlag für sie hinterlassen, und ein paar Anweisung, die wir mit ihnen abklären sollten, sagte sie.“

Bernd antwortete nicht sofort und stockte bei dem Wort Lebensgefährtin. Die Stimme fragte, „Herr Becker, sind sie noch da?“

„Ach, ja. Ich werde nach unten kommen. Wo finde ich sie?“ sagte Bernd.

„An der Rezeption. Allerdings wir gehen in meinem Zimmer, um die Details zu besprechen.“

Bernd stimmte zu und legte auf. Er spürte aber Aufregung und Befürchtung zugleich.

Er verließ das Zimmer, nahm auf dem Weg nach draußen sein Handy und benutzte die Treppe statt des Aufzugs. Er reagierte oft auf solche Empfindungen, die er gerade verspürte, mit körperlicher Aktivität, und die Bewegung fühlte sich gut an. Als er das Foyer betrat, begrüßte ihn der Manager und sie betraten sein Büro. „Herr Becker, Ihr Verlust tut mir leid!“ sagte der Manager und Bernd war verblüfft. „Ihr Lebensgefährtin hat uns von den Umständen erzählt und warum Sie beide vorzeitig abreisen mussten.“

„Danke“, sagte Bernd und spielte mit.

„Sie sagte, dass Sie vielleicht ein paar Tage brauchen würden, wir uns aber bei Ihnen erkundigen sollten. Sie hat Ihnen auch diesen Umschlag hinterlassen; Ihre Koffer sind in unserem Lager, wenn Sie gehen.“

Bernd unterbrach: „Ihre Koffer?“

„Ja, Frau Beyer sagte, Sie würden das gesamte Gepäck zusammen verschicken wollen. Natürlich können wir das arrangieren.“ Bernd nickte überrascht rein.

„Alle Zahlungen wurden geleistet, mit Ausnahme der Mahlzeiten, die Sie zu sich nehmen, oder wenn Sie etwas von der Zimmerbar verwenden. Wir müssen also nur wissen, wann Sie verreisen möchten?“

Es war eine weitere dieser Erfahrungen, die ihm völlig fremd waren. Bernd sagte, „Ich brauche ein paar Stunden, um mich zu orientieren, aber ich gebe Ihnen Bescheid.“

„Ja, natürlich, wir habe dafür Verständnis,“ sagte der Manager mit einem Blick des Mitgefühls, das nicht ganz echt wirkte, „Wenn wir Ihnen dabei behilflich sein können, sagen Sie uns Bescheid.“

Bernd nahm den Umschlag und verließ dankend das Büro. Er ging hinüber zum Fenster, wo er sich hinsetzen konnte, und öffnete das Kuvert. Er fand Bargeld und ein Handy, und ein kleiner Zettel, auf der stand, „Schalte Dein Handy aus und benutze diese.“

Bernd schüttelte ungläubig den Kopf. „Wie konnte sie das alles so schnell arrangieren?“, fragte er sich. Er hatte nicht daran gedacht, so schnell abzureisen, aber nach der letzten Woche fing er an, die Idee zu mögen. Jacqueline war sicherlich eine faszinierende Persönlichkeit, aber das machte ihr Interesse an ihm noch rätselhafter. Außerdem hatte er Angst, sich in etwas zu verstricken, das er nicht verstand. Wenn Jacqueline wirklich ein ruhiges Leben wollte, musste sie sich einigen unbequemen Wahrheiten über ihre Tochter stellen und aufhören, ein Ärgernis zu sein.

Auf seinem neuen Handy war eine App der Bundesbahn und er plante seine Heimreise für den nächsten Tag. Anschließend ging er zur Rezeption, informierte den Manager und erkundigte sich, wie die Koffer abgeholt würden. Er teilte Bernd mit, dass der Transport frühmorgens erfolgen würde. Er musste an der Abgabestelle bezahlen, bevor er im Zug einstieg. Die Koffer brauchten normalerweise zwei Tage, um bei ihm anzukommen, so dass er für diese Zeit auf den Inhalt verzichten müsste. Bernd stimmte zu und sagte, er würde seinen Koffer am Abend herunterbringen und auf dem Heimweg eine kleinere Tasche benutzen.

Daraufhin ging Bernd in die Klinik und teilte mit, dass er die Insel verlassen und den Kurs nicht mehr besuchen werde. Ihm wurde gesagt, dass es keine Rückerstattung geben würde, und er sagte ihnen, dass er damit zufrieden sei. Auf dem Weg zurück zum Hotel traf er Gaby auf ihrem Fahrrad, und dieses Mal bremste sie und hielt an. „Hallo Bernd, wo ist Petra?“

„Ich fürchte, sie ist nach Hause gegangen“, antwortete er. „Ich werde morgen auch abreisen.“

Gaby sah ihn überrascht an. „Was ist passiert?“

Bernd zögerte, ihr die Geschichte zu erzählen und sagte: „Das ist eine lange Geschichte. Ich bin mir nicht sicher, ob es dich interessieren würde.“

„Oh, Bernd, sei nicht so. Natürlich bin ich interessiert. Ich gehe mit dir und du kannst mir erzählen, was passiert ist.“

Sie gingen langsam auf das Hotel zu, und Bernd erzählte eine Version der Ereignisse, die mit der Geschichte übereinstimmte, die Jacqueline dem Hotelmanager erzählt hatte, und ließ ihre wahre Identität und ihre gemeinsame Nacht außer Acht. An ihrem Gesichtsausdruck konnte er erkennen, dass es nicht so überzeugend war, wie Bernd gehofft hatte, aber Gaby verzichtete darauf, andere Fragen zu stellen als: „Wirst du sie also wiedersehen?“

„Ja“, antwortete Bernd, „nur muss sie die Dinge erst klären. Also warte ich darauf, dass sie mich anruft.“

Gaby war letztlich mit Bernds Geschichte zufrieden. Sie legte ihren Arm um ihn und wünschte ihm alles Gute. Bernd schickte Grüße an Frau Schmidt und sie verabschiedeten sich.

Es beunruhigte Bernd, Gaby nicht die Wahrheit zu sagen, aber er war sich nicht sicher, ob er es selbst wusste. Er war so verwirrt, dass er froh war, nach Hause in eine vertraute Umgebung und weniger Intrigen zurückzukehren. Nachdem er seine Koffer gepackt und den kleinen Rucksack, den er immer in seinem Koffer hatte, sortiert hatte, trug er seinen Koffer in die Lobby und der Angestellte stellte ihn zusammen mit Jacquelines Koffern ins Lager.

Als er den Lagerraum verließ, traf er Uri, der stehen blieb und fragte: „Gehst du schon?“

Bernd lächelte und sagte: „Als ob du es nicht wüsstest!“

Uri sah ihn neugierig an und sagte: „Entschuldigung? Wie meinst du das?“

„Ach nichts“, sagte Bernd, „ich bin nur müde.“

„Okay“, sagte Uri, „aber pass auf, mit wem du dich anfreundest.“ Er lächelte und ging, bevor Bernd antworten konnte. Bernd fragte sich, was das zu bedeuten hatte. War er nun Teil der Verschwörung oder nicht? Bernd war froh, dass er morgen abreisen würde.

Der Abend war ruhig und Bernd hoffte, dass Jacqueline anrufen würde, aber sie tat es nicht, also ging er frustriert zu Bett. Er schrieb ein paar Zeilen in sein Tagebuch, war aber mit der Wortwahl unzufrieden. Erneut schloss er mit einem Hinweis auf seine Frau und bemerkte, dass immer wieder ein gewisses Maß an Schuldgefühlen in ihm aufstieg. Gleichzeitig sagte er sich, dass Jacqueline Recht hatte, als sie sagte, dass er ihre Annäherung genoss. Er versuchte zu schlafen, bevor seine Gedanken noch verwirrter wurden, und drehte sich wiederholt in seinem Bett um, bevor er endlich einschlief. Um vier Uhr morgens wachte er erschrocken auf und überprüfte das Handy, aber es gab keinen Anruf.

Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber Bernd konnte nicht schlafen. Er hatte genug Zeit, bis die Fähre um halb elf ablegte, also beschloss er, die Ereignisse, die er erlebt hatte, aufzuschreiben, solange sie noch frisch in seiner Erinnerung waren. Allerdings war er unsicher an manche Stellen, obwohl die Details nur einen kurzen Zeitraum abdeckten. Ihm wurde klar, wie psychisch instabil er gewesen war, als er sein Zuhause verließ, und wie sehr er durch die ersten Tage gestolpert war. Er hatte einen kurzen Moment der Stabilität erlebt, als er das Zimmer mit Jacqueline teilte. Aber er wusste, dass er nicht stabil war und leider konnte sich Jacqueline nicht auf ihn verlassen. Er beschloss, ihr das unmissverständlich mitzuteilen.

Das Wichtigste war wieder zur Ruhe zu kommen, und hoffentlich wurde Jacqueline ebenfalls aufhören, so viel Aufregung zu verursachen. Eine Stimme in ihm zweifelte an, dass dieses möglich war, aber er wollte die Hoffnung nicht aufgeben. Vielleicht war er doch nur ein dummer alter Idiot.